In diesem Jahr hatte ich viel zu spät gemerkt, dass schon wieder Karneval ist (inzwischen schon war). Meine Mutter legte früher zu dieser Zeit immer Heringe ein , das wollte ich doch auch mal machen. Bratheringe bereitete sie aus grünen und saure Heringe aus Salzheringen zu.
Am Tag vor Aschermittwoch fiel es mir dann wieder ein, viel zu spät, um noch rechtzeitig nach dem Aschenkreuz einen Hering zu verspeisen. Aber egal.
Ich kaufte sechs Stück auf dem Wochenmarkt. Dann mit Mutter telefoniert, 1 Std. 7 Min. Über alles mögliche geredet, oder war es doch nur wieder ein Monolog ihrerseits? Auf jeden Fall nicht viel über Heringe erfahren. Fündig wurde ich dann in alten Kochbüchern.
Z. B. in dem Buch "Sei sparsam", ein praktischer Ratgeber für sorgsame Hausfrauen, herausgegeben so um 1880.
Da erfuhr ich alles mögliche über diverse Sparsamkeiten wie Fleckentfernung, wie man neuen Lebensmut und Schaffensfreude erlangt, wie man eine Großfamilie mit wenig Mitteln über den Winter bringt, über Ziegenhaltung auf dem Balkon, über Kostzubereitung für Magere und Schwache und auch, wie man gute Heringe einlegt.
Das war also geschafft. Hier ist also das Sparresultat für Heringe.
Zuerst Salzheringe kaufen, das hatte ich schon gemacht. Der Einfachheit halber hatte ich sie gleich beim Fischhändler ausnehmen lassen. Das war lt. Anweisung allerdings falsch. Egal.
Für 24 Std. hatte ich sie, pardon der Herr Geschmacksache, in kaltes Wasser gelegt, welches er gelegentlich wechselte. Danach hat er sie entgrätet und geputzt, sodass ich sie in Essig mit Zwiebeln, Lorbeerblättern, Pfefferkörnern und Nelken einlegen konnte. Ein paar Tage in der Lake sollten den Fischen gut tun.
So kam es, dass die erste zünftige Verkostung erst ein paar Tage nach Aschermittwoch stattfand. Mit leckeren Bratkartoffeln war es ein kleines Festessen.
Bleibt nur noch zu klären, ob dieser Hering etwas mit Bismarck zu tun hat?
Er hat auf jeden Fall gut geschmeckt. Und ein sparsames Essen war es auch.
Buon Appetito, oder wie man bei uns im Pott sagt, haut rein!