Hier an dieser Stelle möchte ich mal meinen Senf dazugeben:
Die genügsame, vielerorts angebaute Senfpflanze zählt zur Familie der Kreuzblütler (Cruziferen).
Sie ist mit dem Raps verwandt, der im Frühjahr weite Teile unserer Landschaften mit einem gelben Teppich überzieht. Jetzt noch nicht, ist noch zu früh.
Senf selbst zu machen ist ziemlich einfach, macht richtig Spaß, das könnt Ihr hier nachlesen.
Ob mild oder scharf, süß, sauer oder kräuterwürzig, jeder kann seinen eigenen Lieblingssenf kreieren. Allerdings sollte man mit kleinen Mengen beginnen. Senf bleibt zwar lange haltbar, doch verliert er mit der Zeit an Aroma.
Bereits die Ägypter, Griechen und Römer kannten den Senf als Würzpulver und nutzten ihn z.B. für das Konservieren von Fleisch. Ein aus dem 4. Jahrhundert stammendes Rezept eines Römers namens Palladius erinnert bereits an die heutige Zusammensetzung:
er fügte der gemahlenen Senfsaat Honig, Olivenöl und Essig bei. Auch zu Zeiten Karls des Großen wurde Senf angebaut. Heimisch wurde der Senf etwa im 10. Jahrhundert zuerst in Deutschland und Frankreich, die britische Kochkunst erreichte er im 12. Jahrhundert. Im 13. Jahrhundert kreierten vor allem die Franzosen in der seitdem für ihren Senf bekannten Stadt Dijon neue Senfmixturen. Die Dijoner Spezialität bestand darin, Senf nicht mit Essig, sondern mit dem Saft unreifer Trauben oder mit Most anzusetzen. Daher stammt der Name lat. mustum ardens - brennender Most. Daraus entstanden das französische Wort für Senf "Moutarde", das engl. "Mustard" und schließlich auch unser "Mostrich" bzw. "Mostert".
Hauptzutat beim Senf ist die Senfsaat, die aus kleinen, runden Körnern unterschiedlicher Schärfe besteht.
Wie man sieht, gibt es auch beim Senf schwarze Schafe.
In seinem Gesundheitsbuch schrieb B.A. Mattioli 1563: "Senff-Senapi in der speise genossen ist gut dem magen, zerteilt die grobe speise und verzerrt die überflüssige Feuchtigkeit darinnen, fördert den harn - da denke ich an den Geniesser- und die frawenzeit, räumt die Brust, macht wohl ausreuspern, ist deshalb gut denen, welche den Atem schwerlich aus- und einziehen -da denke ich an mich-. Senf mit Essig getrunken zertreibt den Stein. In warmen weißen wein genossen, dient er wider das alltägige fieber, quotidiana genannt."
Einige dieser Senfweisheiten sind bis heute unwidersprochen geblieben. Die moderne Ernährungswissenschaft hat inzwischen nachgewiesen, dass mit Senf bereitete fette und schwere Speisen verdaulicher werden. Senfkörner enthalten Stoffe, die das Wachstum krankmachender Bakterien im Darm hemmen können.
Für Senfsprossen für zwei Personen zum Salat nehme ich eine handvoll Senfkörner. Da ich keine Anzuchtschale -heißt das wirklich so?- besitze, nehme ich eine Petrischale dazu. Jetzt heißt es, jeden Tag gießen. Bereits nach einem Tag sind die Körner aufgeplatzt. Nach drei bis vier Tagen sind sie erntereif.
Auf Blattsalat, hier ist es Endivien, mit einer Vinaigrette, ist das ein feurig, scharfes Vergnügen. Die Sprossen passen gut zu Fisch, -z.B. eine unter Salz versteckte Dorade-, anstelle der üblichen Senfsauce und sind noch dazu viel leichter.
Buon Appetito!
Die so vorgezogenen Sprossen lassen sich gut einpflanzen.
Hier noch ein paar Tipps, wie man heil und gesund durch den Winter in den Frühling kommt:
Bronchitis-Senfmehlwickel:
Dazu rührt man 2 - 3 Esslöffel Senfmehl in 1 l kaltes Wasser und gibt nach 1 Min. heißes
Wasser hinzu, bis die Temperatur der Lösung 42°C – 45°C beträgt. Ein Wickeltuch
eintauchen, auswringen und sofort mit Zwischen- und Wolltuch auf die Brust legen. Nach 10
Min. abnehmen, um die Haut nicht zu schädigen. Die Reste Senfmehl warm abwaschen.
Senfkörner enthalten 20% - 30 % Fett, also Senföle, die für Schärfe sorgen und heilende
Inhaltsstoffe besitzen. Bei der industriellen Senfherstellung wird das Senföl zum Teil
ausgepresst. Es findet in der Pharmaindustrie Verwendung. Weil die gemahlenen Senfkörner
konservierende Wirkung haben, kann bei der Senfherstellung auf einen entsprechenden
Zusatzstoff verzichtet werden.
Senfbad gegen Erkältungen:
Man schüttet eine große Tasse gelbes Senfmehl in die Badewanne (ca. 80 l). Das Senfmehl
löst sich im Wasser auf. Das Senfbad wirkt stark durchblutungsfördernd und schweißtreibend
bei einer Badezeit von 10 Min. Nach dem Bad soll man ruhen. Ein wenig Senfpulver im
Fußbad sorgt rasch für warme Füße und vermehrte Durchblutung des ganzen Körpers.
Den ganzen Text kann man hier bei Guido Breuer nachlesen.
ach, jetzt weiß ich endlich, was ich noch mit den ganzen Senfkügelchen anfangen kann, außer sie alljährlich in den Sud für die Soleier zu kippen. :)
AntwortenLöschenIch habe mir neulich diverse Senfsorten von der Monschauer Senfmühle gekauft, nachdem ich im Blog virtuelle Haue wegen meiner Gläser von Maille bezogen habe. :)
Also ich werde jetzt voll ins Senfthema einsteigen, das wird ganz groß, word!
Ich habe ja auch schon Senf selbstgemacht. Schmeckt ganz anders als das gekaufte Zeugs, außer natürlich der Guten. Das mit der Senfsaat probier ich aus. Meinst du, dass das auch mit älteren Körnern klappt?
AntwortenLöschen@ AT: da kannst Du parallel diverse Körner ansetzen. So schmeckst Du den Unterschied gut.
AntwortenLöschen@ Sandra: ja natürlich, das dauert dann ein, zwei Tage länger bis sie sprießen.
Senfen wollte ich auch mal wieder. Danke für die Anregung und die vielen Infos :)
AntwortenLöschen@ Toni: immer gerne!
AntwortenLöschenAls Schüler war ich befreundet mit einem Jungen, dessen Großvater schon vor 100 Jahren eine Senfmühle in Herne betrieb. Das war für uns Kinder eine spannende Angelegenheit. Wir aßen zuweilen Senf um die Wette, ich schaffte ein Glas. Dennoch ist Senf, in jeder Form, für mich heute noch eines der wichtigsten Küchengewürze.
AntwortenLöschenSprossen! Genau die hatten mir gestern Abend gefehlt - jetzt füll ich mal meine Anzuchtschale und bin gespannt!
AntwortenLöschen@ Manfred: Bolte Senf, das waren noch Zeiten.
AntwortenLöschen@ Alex: Ich hatte zum ersten Mal Senfsprossen, ich fand sie unglaublich aromatisch.
Ah, super! Genau nach meinem Geschmack! Ich war bislang immer zu faul zum Anzüchten (*schäm*), da ich aber großer Sprossenverbraucher bin, werde ich das mal angehen. Vielleicht hat meine Mutter noch diese stapelbaren Oldschool-Anzuchtschalen im Keller stehen...?
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