Nach viermonatigem Aufenthalt in Sizilien möchte ich Euch ein paar kulinarische Eindrücke mitteilen.
Am Wochenende war die Familie zum Essen da zur
"sizilianischen Vesper" und es gab viel zu erzählen.
Mir gefiel die Bezeichnung sizilianische Vesper zu diesem Anlass, obwohl sie geschichtlich gesehen ja ganz anders belegt ist. Das ist aber ein ganz anderes Thema.
Wichtig ist für mich, das Thema der traditionellen Zubereitung der sizilianischen Speisen: der Cucina povera, der armen Küche nicht zu verwechseln mit der Armeleuteküche. Gemeint ist eine reduzierte, bescheidene Form. Also im Sinne von nicht elaboriert. Also unverfälscht, einfach.
Dazu fällt mir gleich der große
Renato Guttuso ein mit seinem wunderbaren Bild der
Vucciria, welches man in Palermo im
Palazzo Steri im Original anschauen kann.
Dr. Peter Peter schreibt in seinem Buch "Kulturgeschichte der italienischen Küche", dass selbst adelige Kochschulleiterinnen wie Anna Tasca Lanza oder Lorenza de Medici diese Cucina povera sehr schätzen wegen der einfachen, frischen, leichten und vor allem der gesunden Zubereitung.
Immer wieder durfte ich feststellen, wie selbstverständlich es ist, dass junge Hausfrauen in Sizilien sehr darauf achten, dass die Zubereitung der Gerichte authentisch ist. Das ist gelebter
Slow Food. Davon können wir in Deutschland nur träumen.
Meine Kolleginnen dort in den letzten Monaten -junge, berufstätige Frauen- können allesamt gut kochen und tun dies auch täglich für die Familien. Essen, am besten an langen Tischen mit vielen Personen, ist ein wichtiges Kommunikationsmittel. Ich habe es sehr genossen. Obwohl: ich habe oft gehört, dass auch dort die Fastfood Welle langsam herüberschwappt.
Ich habe viele Rezepte zusammengetragen und sie in meinem Kopf abgespeichert. Nun muss ich sie erst einmal sortieren. Ich schätze mich glücklich, durch meine Arbeit in Sizilien in den letzten Monaten viel dazugelernt zu haben. Besonders Gemüse und Fisch auf ganz einfache Art zuzubereiten, habe ich täglich praktiziert. Nur mit Olivenöl, Zitronen, Meersalz und frischen Kräutern,
Salmoriglio nennt man es dort.
Speisen der Vesper:
Hier also die Caponata. Ich hatte mich für die Vesper für die Variante "Catanese" entschieden. Schön bunt und gemüsig. Die Caponata palermitana kommt mit weniger Zutaten aus: nur Auberginen, Zwiebeln, Rosinen, Pinienkerne, Oliven. Natürlich auch Salz, Pfeffer, Essig und Honig. Die eine schmeckt mir nicht besser als die andere, eben nur anders. Und weil die Involtini di Melanzane, die ich zur Vesper hatte, schon sehr Auberginenlastig waren, entschied ich mich für die Variante "Catanese".
Meine Maestra, meine Kollegin in Bagheria, hätte das nicht geduldet. Man war dort in der Region Palermo, also kocht man auch palermitanisch. Liebe Loredana, scusi!
Caponata alla catanese, Zutaten:
- Auberginen, ich hatte das Glück, die dicken runden zu bekommen
- rote und gelbe Paprikaschoten, diesmal habe ich sie vorher gegrillt und gehäutet
- Zucchini, gelb und grün
- große weiße Zwiebeln
- Staudensellerie
- Fenchelknolle
- Tomaten
- grüne Oliven
- Kapern, in Salz eingelegt
- Meersalz, Pfeffer a. d. Mühle
- Olivenöl
- Knoblauch
- Weinessig
- Honig
Mengenangaben schreibe ich nicht dazu, man nimmt eben von jedem das, was da ist. Eine sizilianische Mamma hat das im Gefühl und ich arbeite noch an meinem!
Zubereitung:
Die Zwiebel in feine Streifen schneiden und in Olivenöl andünsten.
Staudensellerie, Fenchel und Paprikaschoten in Stücke schneiden.
Die Oliven entkernen, vierteln und mit den Kapern und dem Gemüse zu den Zwiebeln geben.
Die Auberginenwürfel brate ich separat mit wenig Öl in der Pfanne an und schwenke sie, damit sie gleichmäßig braun werden. Kurz vor Schluss fein gewürfelten Knoblauch dazu geben und diesen ebenfalls leicht anschmurgeln lassen.
Erst jetzt alles vermischen, nun auch die gewürfelten Tomaten dazu geben.
Mit Salz, Pfeffer, Essig und Honig abschmecken, noch einmal aufkochen lassen.
Schmeckt kalt oder warm. Ich liebe diese deutlich süß-saure Note, eben agrodolce.
Meistens wird es zuviel, dadurch, dass man so viele verschiedene Zutaten verwendet. Das macht gar nichts, einfach noch heiß in Schraubgläser abfüllen. Der nächste Hunger kommt bestimmt.
In questo senso, buon appetito!